Fürchten oder nicht fürchten?
- Asher Intrater
- Mar 11, 2022
- 3 min read

Als Mose das erste Mal aus dem göttlichen Feuer und dem Rauch des Berges Sinai herabstieg, um Israel die Zehn Gebote zu verkünden, zitterte das Volk vor Angst vor der Gegenwart Gottes und der Heiligkeit der Gebote. Er sagte ihnen, dass sie sich nicht fürchten sollten, aber gleichzeitig auch, dass sie sich fürchten sollten. Wie bitte?! Das klingt wie ein Widerspruch.
"Fürchtet euch nicht, denn Gott ist gekommen, um euch auf die Probe zu stellen, damit die Furcht vor ihm auf eurem Angesicht sei, damit ihr nicht sündigt." (Exodus 20:20)
Diesen scheinbaren Widerspruch aufzulösen, ist gar nicht so schwierig. Wir sollen Gott nicht so fürchten, als ob er uns ohne Grund verletzen würde oder als ob er nicht vollkommen gute Absichten für uns hätte. Doch gleichzeitig müssen wir wissen, dass er die Sünde tatsächlich bestraft; und die gesunde Furcht vor der Bestrafung der Sünde ist eine der Motivationen, nicht zu sündigen. Die Tora war die erste Stufe, die uns erkennen ließ, dass wir alle gesündigt haben, dass wir Buße tun müssen und dass wir Sühne und Vergebung finden müssen. Auf diese Weise bringt uns das Wissen um das vollkommene moralische Gesetz zur Notwendigkeit der Erlösung. Diese Vergebung und Versöhnung finden wir in dem Opfer Jeschuas am Kreuz. So führt uns die Tora des Mose zum Kreuz des Jeschua. Die Tora erklärt das Gesetz; das Kreuz bietet Vergebung für unsere Übertretungen des Gesetzes. Das doppelte Thema "fürchten und nicht fürchten" wird von Jeschua in Lukas 12 ausführlicher erklärt, wo er sagt: "Fürchtet euch nicht, und doch sage ich euch, wen ihr fürchten sollt..." Schauen wir uns diese Dynamik ein wenig genauer an. Die Bibel wiederholt oft die Ermutigung, sich nicht zu fürchten. Gott ist allmächtig, wohltätig und für dich da. Seine Gnade gibt uns Zuversicht. Seine Versprechen, uns zu beschützen, bilden die Grundlage für unseren überwältigenden GLAUBEN. Die Bibel wiederholt auch oft die Aufforderung, die Furcht JHWHs zu bewahren. Diese Furcht ist rein und ewig (Psalm 19:10). Wir können unsere Hingabe an die HEILIGKEIT auf diese Ermahnungen zur Furcht des Herrn gründen.
Offensichtlich möchte Gott, dass wir sowohl Glauben als auch Heiligkeit haben. Glaube ohne Heiligkeit verkommt zu Weltlichkeit und Fleischlichkeit. Heiligkeit ohne Glauben verkommt zu religiösem Zwang. Glaube und Heiligkeit zusammen verwandeln uns in das Bild von Jeschua. Diese beiden Gedankengänge sind in der ganzen Heiligen Schrift miteinander verwoben. Wir sollen sowohl die Barmherzigkeit Gottes als auch seine Strenge bedenken (Römer 11,22).
Es gibt Verheißungen und Warnungen. Wir sollen als herrliche Lichter leuchten und doch wissen, dass die Finsternis die Erde bedeckt (Jesaja 60,1-2).
Die Heilige Schrift befasst sich oft mit verschiedenen Seiten ein und desselben Themas. Die Wahrheit scheint paradox zu sein, weil Gott sowohl heilig als auch gnädig ist. Es ist schwer für uns Menschen, mit komplexen oder paradoxen Wahrheiten umzugehen. Jeschua ist die lebendige Verkörperung der Wahrheit, und er ist sowohl gnädig als auch heilig.
Die Liebe Gottes gewährt uns einen freien Willen; das schafft an sich schon eine paradoxe Situation. Er ist souverän, und doch müssen wir wählen. Die doppelte Dynamik der Wahrheit findet sich in der Schnittstelle von Gnade und Heiligkeit. Die Spannung zwischen diesen beiden wird in der Heiligen Schrift immer wieder deutlich.
Es gibt viele Fragen mit Spannungen. Zahlen wir Steuern an Cäsar? Sollen wir eine Frau steinigen, die beim Ehebruch ertappt wurde? Wie kann ein unendlicher Gott ganz in körperlicher Form in einem Menschen wohnen? Ist das Reich Gottes im Himmel oder auf Erden? Sind wir politisch links oder rechts? Sind wir für oder gegen medizinische Impfungen? Müssen die Gerechten leiden? Was ist das Wesen von Gnade und Werken? Wir sind gerettet "nicht durch Werke" (Epheser 2,9), aber "zu guten Werken" (Epheser 2,10).
Es gibt eine doppelte Dynamik der Wahrheit. Jeschua zeigt die perfekte Integration des Gott-Mensch-Paradoxons.
Wir folgen ihm als einer Person. Die Grundsätze des Wortes Gottes enthalten verschiedene Aspekte der Anwendung der Wahrheit Gottes.
Wir sind zu einer echten Beziehung mit Gott aufgerufen. Beziehung hat mit dem Wunder zu tun, dass eine Person verschiedene Aspekte ihrer Persönlichkeit hat. Unser Glaube ist keine eindimensionale Doktrin, sondern eine dynamische Beziehung zu einem lebendigen Gott, der mit uns interagiert.
Unser Glaube scheint paradox zu sein, denn Gott ist eine reale Person und kein Roboter. DIE Wahrheit ist eine lebendige Person, keine Liste von Formeln oder ein Merkblatt. Um mit Gott zu leben, müssen wir uns mit einer vielschichtigen Beziehung zu einem realen Wesen auseinandersetzen.