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Sieben Schriftstellen, die für Ersatztheologen ganz unbequem sind

Hat die Kirche Israel ersetzt? Die Heilige Schrift zeigt klar auf, dass Ersatztheologie bestenfalls ein Irrtum ist und schlimmstenfalls antisemitisch.




Eine kurze Einführung

Den frühen nichtjüdischen Kirchenvätern nach wäre die Zerstörung Israels 70 n. Chr. und 135 n. Chr. nur möglich gewesen, wenn Gott in finalem Zorn das jüdische Volk verworfen hätte.

Die Ersatztheologie war eine neue Theorie, die sowohl dieser Zerstörung einen Sinn zu geben versuchte, als auch der Tatsache, dass die Nation Israel Jeschua (Jesus) nicht annahm. Diese neue Theorie biblischer Interpretation entwickelte eine Art, die Bibel zu lesen: Die Kirche wurde als das neue und wahre Israel verstanden. Kapitel um Kapitel wurden die Hebräischen Schriften mit diesem schiefen Blickwinkel gelesen: Lies “Kirche”, wenn du Passagen liest, die von einer positiven und immerwährenden Erfüllung für Israel sprechen.

Bevor wir etwas erwidern, sollten wir beachten, dass der Begriff Ersatztheologie von jenen verwendet wird, die diese Theologie ablehnen, nicht von den Befürwortern. Die Verfechter verwenden den Begriff “Erfüllungstheologie” oder Substitutionstheologie, weil nach ihnen die Kirche das national-ethnische Israel abgelöst habe.

Nach dem Nazi-Holocaust haben die meisten großen Denominationen die Ersatztheologie offiziell verworfen. Man hatte in der Tat erkannt, dass diese Ersatztheologie einer der Faktoren war, die dem historischen Antisemitismus Tür und Tor geöffnet hatten. Aber der Eindruck des Holocausts nimmt ab und die Kirchen werden beeinflusst durch Propaganda bezüglich Israels Verhalten gegenüber den Palästinensern. Und so nimmt eine ersatztheologische Gesinnung wieder zu.

Wie liest man die Hebräische Bibel?

Ersatztheologie wirft das zentrale Thema der Autorität der Bibel und der Interpretation biblischer Texte auf. Wenn wir biblische Texte auslegen, sollten uns zwei Fragen leiten:

Was wollte der Autor sagen oder was ist die Bedeutung?

Wie hätten es die angesprochenen Zuhörer verstanden?

Wenn man Texte bezüglich der Verheißungen für Israel liest und sich nach der Intention des Autors und der Rezeption der Zuhörer fragt, dann kommt man zu einer ganz klaren Schlussfolgerung:

Diese Texte verheißen, dass das ethnische Volk Israel, das später Juden genannt wurde, eine Erwählung innehat, die es nicht verlieren kann. Das geht zurück auf die Erwählung Abrahams, Isaaks und Jakobs und ihrer Nachkommen. Und auch wenn es Strafe und Zerstreuung gibt, kann dieses ethnische/nationale Volk seine Erwählung niemals verlieren, sondern es wird immer als Volk weiterbestehen (Lev 26,44). Zudem gibt es zahlreiche Verheißungen für dieses Volk, die noch in Erfüllung gehen werden; wenn man die Geschichte aufrichtig liest, erkennt man, dass sie noch nicht erfüllt sind.

Wie liest man das Neue Testament hinsichtlich Israel?

Wie ist das mit bestimmten Texten im Neuen Testament? Ja, das Neue Testament wendet Israel-bezogenes Vokabular aus der Hebräischen Bibel sinngemäß auf die Kirche an. Aber dabei geht es nicht um Ersatz, sondern um Ergänzung. Ich persönlich nenne das Ergänzungstheologie. In Ergänzung zu Israel sammelt Gott eine Priesterschaft aus allen Nationen, die eine analoge Rolle spielt zu Israel und analoge Verheißungen hat.

Viele Christen haben gelernt, dass das Neue Testament das Alte re-interpretiert. Diese Interpretation bezieht sich aber nur auf neue Einsichten und Anwendungen und ändert nicht die ursprüngliche Intention des Textes.

Darüber hinaus sollten wir erkennen, dass Ersatztheologie sowohl unnötig ist als auch eine Missachtung der deutlichsten Passage im Neuen Testament, die über Israel spricht. Das ist Römer 9-11. (Bitte nimm dir ein paar Minuten und lies das.)

Sieben Schriftstellen, die für Ersatztheologen ganz unbequem sind

Es gibt so viele Passagen, die von Israels Wiederherstellung im eigenen Land sprechen und von seinem Eingang in eine Herrlichkeit, die nicht vergehen wird. Hier sind sieben:

  1. Amos 9,15 “Ich pflanze sie ein in ihrem Land, und nie mehr werden sie ausgerissen aus ihrem Land, das ich ihnen gegeben habe, spricht der HERR, dein Gott.” Spricht dieser Vers zum ethnisch-nationalen Volk oder zu einem metaphorischen zukünftigen Volk aus allen Nationen, welches das ewige Königreich erben wird, für das metaphorisch das „Land“ steht? Wäre das ein Trost gewesen für die treuen Israeliten damals?

  2. Joel 4,20 “Juda aber bleibt für immer bewohnt, und Jerusalem besteht von Geschlecht zu Geschlecht. Und ich werde ihre Blutschuld vergeben, die ich bisher nicht vergeben hatte. Und der HERR wohnt in Zion.” Diese Passage kommt nach der Beschreibung eines strengen Gerichts über die Nationen, die Israel angegriffen haben. Das kann man schwerlich auf die Kirche beziehen. Dies ist noch nicht geschehen.

  3. Jesaja 49,6 “Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht für die Völker; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.” Hier kann man die Bedeutung nicht legitimerweise durcheinanderbringen. Die Verheißung geht an Israel und beinhaltet die Rettung der Nationen. Ein neues Israel aus Juden und Heidenchristen, welches Israel ersetzen würde, kann man hier nicht hineininterpretieren.

  4. Jesaja 62,1-4 “Um Zions willen kann ich nicht schweigen, um Jerusalems willen nicht still sein, bis das Recht in ihm aufstrahlt wie ein helles Licht und sein Heil aufleuchtet wie eine brennende Fackel. Dann sehen die Völker deine Gerechtigkeit und alle Könige deine strahlende Pracht… Denn der Herr hat an dir seine Freude, und dein Land wird mit ihm vermählt.” Hier werden die Juden im Exil getröstet durch die Verheißung der Wiederherstellung Jerusalems. Sie werden nicht getröstet durch ein geistliches metaphorisches Jerusalem vom Himmel. Das wäre nicht wirklich ein Trost gewesen.

  5. Jeremia 23,7- 8Darum seht, es werden Tage kommen – Spruch des HERRN -, da sagt man nicht mehr: So wahr der HERR lebt, der die Söhne Israels aus Ägypten heraufgeführt hat!, sondern: So wahr der HERR lebt, der das Geschlecht des Hauses Israel aus dem Nordland und aus allen Ländern, in die er sie verstoßen hatte, heraufgeführt und zurückgebracht hat. Dann werden sie wieder in ihrem Heimatland wohnen.” Kann das die Kirche sein? Nein, die Kirche wurde nicht verstoßen. Kann das die Rückkehr von Babylon sein? Nein, das war ein kleiner Rest, der zurückkehrte und 500 Jahre später immer noch eine jüdische Minderheit war, vielleicht weniger als ein Drittel. Es gab bis heute nie eine so große Rückkehr, wie es diese Passage beschreibt. Da muss noch mehr kommen laut diesem Vers. Diese Rückkehr wird den Exodus in den Schatten stellen. Dies muss ein prophetisches Wort über das tatsächliche national-ethnische Volk sein.

  6. Jeremia 31,35-37 “So spricht der HERR, der die Sonne bestimmt zum Licht am Tag, der den Mond und die Sterne bestellt zum Licht in der Nacht, der das Meer aufwühlt, dass die Wogen brausen, - HERR der Heere ist sein Name: Nur wenn jemals diese Ordnungen vor meinen Augen ins Wanken gerieten – Spruch des HERRN -, dann hörten auch Israels Nachkommen auf, für alle Zeit vor meinen Augen ein Volk zu sein. So spricht der HERR: Nur wenn die Himmel droben abgemessen und unten die Grundfesten der Erde erforscht werden könnten, dann verwürfe auch ich Israels ganze Nachkommenschaft zur Strafe für all das, was sie getan haben – Spruch des HERRN.“ Hier ist Stoff zum Nachdenken. Der Neue Bund wurde mit dem nationalen/ethnischen Israel geschlossen. Er beinhaltet die Verheißung der Sündenvergebung und dass sie alle Gott kennen werden. Er beinhaltet die Verheißung ihrer ethnisch-nationalen Bewahrung. Wenn Christen die Worte “Neuer Bund” hören, haben sie kaum je diesen Kontext im Sinn. Wie werden also Christen Teil des Neuen Bundes? Durch die Tatsache, dass die Erlösung der Heiden Teil des Abraham-Bundes ist, und dass der Neue Bund dies ermöglicht. Dieser Bund ist jedoch erst teilweise erfüllt worden. Er beinhaltet als Bestandteil die Wiederherstellung des jüdischen Volkes. Das Bekenntnis zur physischen Nachkommenschaft in dieser Passage könnte nicht klarer sein. Im obigen Zitat kann unmöglich die Kirche als Subjekt gesehen werden.

  7. Sacharja 12-14 (Auszüge)“Jerusalem wird ein Stemmstein für alle Völker sein. Alle, die ihn hochstemmen wollen, werden sich wund reißen… Siehe, es kommt ein Tag für den HERRN, an dem man in deiner Mitte verteilt, was man bei dir erbeutet hat. Denn ich versammle alle Völker zum Krieg gegen Jerusalem… Doch dann wird der HERR hinausziehen und gegen diese Völker Krieg führen und kämpfen, wie nur er kämpft am Tag der Schlacht. Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der im Osten gegenüber von Jerusalem liegt. Der Ölberg wird sich in der Mitte spalten, und es entsteht ein gewaltiges Tal von Osten nach Westen… Dann wird der Herr, mein Gott, kommen und alle Heiligen mit ihm… Doch wer dann übrigbleibt von allen Völkern, die gegen Jerusalem gezogen sind, wird Jahr für Jahr hinaufziehen, um den König, den HERRN der Heere, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern.“ Wenn ich mit Befürwortern der Ersatztheologie über diese Passage rede, dann sagen sie oft einfach, dass sie nicht wissen, wie das einzuordnen ist. Der Grund ist, dass diese Passage so offensichtlich über einen realen Ort auf Erden spricht. Sie beschreibt, wie Jerusalem von Armeen umzingelt und dann befreit wird. Sacharja schreibt dies, nachdem Jerusalem wieder besiedelt war nach dem ersten Exil in Babylon. Es kann sich nicht um den Krieg im ersten Jahrhundert handeln, weil Jerusalem damals zerstört wurde. Es kann nur ein Ereignis sein im Zusammenhang mit dem jüdischen Volk am Ende der Tage, wenn die Stadt wieder von Juden bewohnt wird.


Es gibt noch viel mehr Passagen, die man hätte auswählen können. Aber diese hier, die wir ausgesucht haben, vermitteln uns die Kernbotschaft der Propheten hinsichtlich der Wiederherstellung des ethnischen/nationalen Israel und seiner zukünftigen Herrlichkeit. Paulus’ starke Worte über die unwiderrufliche Erwählung und Berufung Israels stehen genau im Kontext dieser Passagen. Er erwartete mit absoluter Zuversicht die Erfüllung von Gottes Verheißungen für das ethnische/nationale Volk. Diese Erfüllung würde für die Welt “Leben aus dem Tod” bringen (Römer 11,15). Es ist unbestreitbar, dass die eingepfropften Christen an den Verheißungen teilhaben durch Analogie. Und es ist ebenso unbestreitbar, dass das ethnische/nationale Volk in sein verheißenes Erbland kommen wird.


Die Tragödie der Ersatztheologie


Die Ersatztheologie führte im zweiten Jahrhundert dazu, dass Heidenchristen jüdisches Leben in Jesus für nicht rechtmäßig hielten und ablehnten. Die Folgen waren tragisch. Christlicher Antisemitismus und wahrscheinlich sogar der Nazi-Holocaust wären, zum Beispiel, unmöglich gewesen, wenn es eine jüdisch lebende Gemeinschaft von Jeschua-Nachfolgern innerhalb der Kirche gegeben hätte.


Anmerkung des Verfassers: Weitere interessante Punkte und Details finden sich im Originalartikel (12 Seiten, Englisch), dem dieser Auszug entnommen ist:



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