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Wurm-Identität


Jeschua (Jesus) ruft uns dazu auf, Ihm „nachzufolgen“. Das bedeutet unter anderem, „Seinem Bild gleichgestaltet“ zu werden (Römer 8,29). Wir werden wie Er, wenn in uns das Bild Gottes wiederhergestellt wird, in dem Adam geschaffen wurde (Genesis 1,26).


Seinem Bild gleichgestaltet zu werden, ist ein lebenslanger Prozess mit Höhen und Tiefen. Durch all das sind wir aufgerufen, in tiefer Demut zu leben und letztendlich mit Ihm als weitere „Söhne“ unseres himmlischen Vaters verherrlicht zu werden (Hebräer 2,10).


Wenn ich an eine Art der Demut denke, die dem Kreuz entspricht, denke ich an „Wurm“-Identität:


„Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.“ (Psalm 22,6)


Psalm 22 ist bekanntlich ein prophetisches Bild des gekreuzigten Messias und schildert das grösste Beispiel von aufopfernder Liebe und Glauben in der Geschichte. Der Ausdruck „Ich bin ein Wurm“ ist eine geistliche Umschreibung dessen, wie Jeschua sich als das schwächste und geringste aller Geschöpfe gefühlt haben muss.

Wenn wir gering von uns denken, meinen wir oft, dass wir nicht zu Gott durchdringen. David fühlte sich so persönlich niedergeschlagen, dass er sich nur mit einem Wurm vergleichen konnte. Eigentlich ist dies jedoch eine Mahnung, die uns daran erinnert, treu in Lobpreis und Gehorsam zu wandeln, selbst dann, wenn wir schwere Demütigungen und Zurückweisungen erfahren.


Das mag bedrückend klingen. Es könnte jedoch sein, dass unsere negativen Erfahrungen später, aus der Perspektive der Ewigkeit, positiv zu sehen sind. Tatsächlich ist es nicht der Massstab für geistliche Reife und wahre Gottesfurcht, sich gut zu fühlen. Wir sollen siegreichen Glauben haben, aber das ist nicht dasselbe wie „Selbstvertrauen“. Ein Moment des Sieges aus ewiger Perspektive kann das unmittelbare, vorübergehende Gefühl mit sich bringen, „ein Wurm zu sein“.


In Zeiten der Erniedrigung sollten wir uns dem Herrn ergeben. Denkt daran, dass Josef in einem Kerker in Ägypten war, als er plötzlich erhöht wurde. Wir können nur in dem Masse hoch erhoben werden, in dem wir Gott in den schlechten Zeiten vertrauen.


Eine weitere wichtige Überlegung ist, dass wir dazu neigen, Gott zu vergessen, wenn alles gut läuft; und wenn wir durch Schwierigkeiten gehen, klammern wir uns immer fester an Ihn. Das ist das Geheimnis: Nicht auf die Höhe oder Tiefe kommt es an, sondern auf die Intimität mit Gott. Da wir Gott in schlechten Zeiten ebenso nahe sein können wie in guten Zeiten, sollten wir sie alle mit Gleichmut annehmen. Ob hoch oder niedrig, im Mangel oder im Überfluss, in Wohlbefinden oder in Anfechtung, unser Verlangen ist es, die Erfahrung mit dem Herrn zu teilen (Philipper 4,12). Das ist unser Massstab für den Sieg.


Viele der frühen Jünger wurden von böswilligen Menschen gekreuzigt, die ihren Glauben verspotten wollten. Dennoch betrachteten sie es als Ehre und Vorrecht, diese Erfahrung mit Jeschua zu teilen (Johannes 21,18). Das bedeutet es, „mehr als ein Überwinder“ zu sein (Römer 8,37). Das Wort tola’at (Wurm) in der Heiligen Schrift kann sich auch auf die Farbe Scharlachrot oder Purpur beziehen. Diese Art von Wurm erzeugte einen schönen tiefroten Farbstoff, der für die Gewänder der Priester und die Webarbeiten der Stiftshütte verwendet wurde. Liegt in diesem Sinnbild eine Lehre für uns, die wir uns in der niedrigen Position des Wurms befinden, der zur glorreichen Farbe der Priesterschaft wird?


Diese Bildsprache lässt uns auch an eine Raupe denken. Sie ist zu Anfang ein niedriges, wurmartiges Wesen. Dann geht sie in einen todesähnlichen Zustand im Kokon über. Schliesslich wird sie in einen wunderschönen Schmetterling verwandelt, der durch den Himmel flattert. Auf dieselbe Weise demütigen wir uns, werden mit Jeschua eins in Seinem Tod und empfangen die Verheissung der Auferstehung.


Gott ist so gut und so mächtig. Selbst während der schlimmsten Erfahrungen, wenn wir uns wie ein Wurm fühlen, können wir die Situation annehmen und uns von Gott aus der grössten Tiefe zur höchsten Höhe erheben lassen. Du magst dich vielleicht wie ein Wurm fühlen, aber lass Gott den Wurm in strahlende Herrlichkeit verwandeln.

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