Am Anfang war das WORT
- Asher Intrater
- Apr 22, 2022
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„Oh wow!“ rief ich unabsichtlich aus.
„Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ fragte Betty besorgt.
„Ganz im Gegenteil“, erklärte ich. „Bei meiner täglichen Andacht in der Heiligen Schrift bin ich gerade beim ersten Kapitel des Johannesevangeliums angelangt. Ich freue mich immer noch darauf, jeden Tag in der Heiligen Schrift zu lesen, und heute freue ich mich besonders darauf, wieder Johannes 1 zu lesen.“
Als ich anfing zu lesen, sprangen mir die ersten paar Wörter förmlich von der Seite entgegen.
Johannes 1,1 – Am Anfang war das Wort…
(Griechisch: En archí ín o lógos). Das WORT ist der LOGOS. Und es war von Anfang an da. „Am Anfang“, das sind natürlich auch die Eröffnungsworte, d.h. die allerersten Worte des ersten Kapitels der Genesis. So nennen Juden das Buch Genesis als Ganzes: Am Anfang, B’reshit, בראשית
„Oh wow!" rief ich wieder aus.
Die Bedeutung und die Wirkung dieser Aussage trafen mich tief. Es ist eine kompakte Aussage, die Genesis mit Johannes, den Anfang und das Ende verbindet. Ihre Auswirkungen sind enorm. Betrachten wir kurz fünf Schlüsselaspekte:
1. Schöpfung – Das physikalische Universum wurde von einem geistlichen Gott durch Worte erschaffen. Gott sagte: „Es werde…“ und es ward. Worte sind die Brücke zwischen dem Geistlichen und dem Physikalischen – das Werkzeug des Schaffens. Zuerst gibt es ein geistliches Konzept, das dann in der Seele zu einem Gedanken in Form von Worten wird. Dieser Gedanke wird physikalisch in die Welt hinein ausgesprochen. Dieses Verständnis ist grundlegend für den biblischen Glauben (Psalm 33,6; Hebräer 11,3).
Die Erschaffung eines „Dings“ geschieht, indem es ins Sein gesprochen wird. Erstaunlicherweise bedeutet das Wort DAVAR, דבר im Hebräischen sowohl „Ding“ als auch „Wort“. Ein Wort ist ein Ding, und ein Ding ist ein Wort.
2. Messias – Aus dem restlichen Abschnitt von Johannes 1 geht klar hervor, dass das Wort auch Jeschua (Jesus), der Messias, ist. Der Christos und der Logos sind eins. Das Wort hatte bei der Schöpfung die Rolle des Vermittlers, und Christus ist seine Personifizierung (Kolosser 1,15-20). Als das prophetische Wort gesprochen wurde, war das Wort selbst JHWH bzw. Jeschua vor Seiner Menschwerdung als der Engel des HERRN (siehe zum Beispiel 1. Samuel 3,7; 3,10). Jeschuas Name lautet „das Wort Gottes“ – Offenbarung 19,13.
[Anmerkung: Kaufman Kohler führt in der Jüdischen Enzyklopädie in bezug auf „Memra“ (Aramäisch für „Wort“) viele Beispiele für die „Personifizierung“ des Wortes an und beschreibt Memra wie folgt: … das kreative oder richtungsweisende Wort oder die Rede Gottes, die Seine Macht in der Welt der Materie oder des Geistes manifestieren; ein Begriff, der besonders im Targum als Ersatz für „der Herr“ verwendet wird, wenn ein anthropomorpher Ausdruck vermieden werden soll.]
[Ein Targum ist eine antike Übersetzung von hebräischen oder altgriechischen Bibel-Handschriften in das Aramäische, Anm. des Übersetzers.]
3. Heilige Schrift – Mit „Wort“ oder „Logos“ ist auch die Heilige Schrift gemeint. Das Gesetz, die Propheten und der Neue Bund sind alle Logos. Jeschua ist die Personifizierung des Logos; die Heilige Schrift ist der „geschriebene Logos“, der von Ihm zeugt. So wie es ein gesprochenes Wort und ein lebendiges Wort gibt, gibt es auch ein geschriebenes Wort.
Die wichtigsten Aussagen von Gott und über Gott, die dazu bestimmt sind, von allen Menschen gelesen zu werden, sind in der Bibel aufgezeichnet. Dieser Aspekt des Logos wird zur Graphe – der Heiligen Schrift. Was für ein erstaunliches Privileg wir dadurch haben, dass wir jeden Tag das geschriebene Wort lesen können!
4. Prophetie – Im Gesetz und in den Propheten wurde die Gabe der Prophetie durch eine einzigartige Erfahrung vermittelt, bei der Gott zu einigen wenigen besonderen Personen sprach. Diese Gabe wurde im Neuen Bund erweitert, und zwar nach dem Eintauchen in den Heiligen Geist an Schawuot/Pfingsten in Apostelgeschichte 2 [Schawuot ist das jüdische Wochenfest, an dem der Heilige Geist auf die Jünger ausgegossen wurde, Anm. des Übersetzers]. Jetzt kann jeder, der an Jeschua glaubt, im Gehorsam wandelt und auf die innere Stimme des Heiligen Geistes hört, zu den „wenigen besonderen Personen“ gehören.
Gott lebt und spricht zu Seinen Kindern. Das Wort Gottes, das wir in unserem Inneren hören, wird oft als Rhema bezeichnet. Wir alle können prophezeien, wenn wir Gott hören. Da Gott zu jedem von uns sprechen kann, kennen wir alle einen Teil der Wahrheit und prophezeien daher bruchstückhaft die Wahrheit, die uns offenbart wurde – 1. Korinther 13,9; 14,31
5. Verkündigung/Proklamation – Die Tatsache, dass das Wort uns in Jeschua, in der Heiligen Schrift und in der Prophetie zur Verfügung steht, sollte die Art, wie wir sprechen, verändern. Jedes Wort, das aus unserem Mund kommt, hat viel mehr Einfluss, als wir uns vorstellen können. Wir sind nach dem Bilde Gottes geschaffen und können sprechen, wie es kein Tier kann. Das ist ein Geschenk von Gott.
Worte haben Macht, sie können über Leben und Tod entscheiden – Sprüche 18,21. Wir sollten keine bedeutungslosen Worte sprechen – Matthäus 12,36. Wir sollten Worte sprechen, die dazu dienen, andere Menschen aufzubauen – Epheser 4,29. Worte, die im Glauben gesprochen werden, können Berge versetzen – Markus 11,23.
Wir können einfach eine Schriftstelle laut lesen und unseren Glauben dadurch verkünden. Wir sind dann gewissermassen dabei, mit Gott „zusammen zu sprechen“. Dies ist die eigentliche Bedeutung von „bekennen“ oder „ zusammen bekennen“: ein Wort in Übereinstimmung mit dem Wort des Herrn aussprechen. Auf Griechisch bedeutet sprechen logeo. Gleiches zusammen sprechen, bekennen oder sprechen ist: homo-logeo.
Am Anfang war das Wort. Am Ende wird das Wort sein. Das Wort Gottes existiert vom Anfang bis zum Ende. Wow!