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Der Messias-Komplex


Im Lauf der Jahre habe ich einen ähnlichen Fehler festgestellt bei bedeutenden Leitern in der israelischen Politik und in der charismatischen Glaubensgemeinschaft. Ich nenne es den "Messias-Komplex." Es ist in gewisser Weise einfach das gute alte männliche Ego. Nur dass es hier einhergeht mit dem Eifer, die Welt zu retten – durch Israel bzw. die Kirche. Man nehme einen super begabten Menschen mit einem großen Ego, gebe politische Macht dazu, religiösen Eifer, Israel, die Endzeit und eine akute Situation - und schon hat man den Messias-Komplex.


Jeschua (Jesus) sagte, dass der größte Mensch, der je gelebt hat, hinsichtlich natürlicher menschlicher Begabung und Fähigkeiten, Johannes der Täufer war.

Aber Johannes sagte:


Johannes 3,28+30
Ihr selbst könnt mir bezeugen, dass ich gesagt habe: Ich bin nicht der Messias, sondern nur ein Gesandter, der ihm vorausgeht.
Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.

Johannes stieg die Größe seiner Berufung nicht zu Kopfe. Er erinnerte sich und andere umgehend daran, dass er nicht der Erlöser war. Er war nicht der Messias. Wer auf einen wichtigen Platz im Reich Gottes berufen ist, muss sich auch oft an dieses einfache Prinzip erinnern. Du, mein Freund, bist nicht der Messias. Du bist nicht unser Retter. Das ist Jeschua, und Er allein.


Wie bedeutend unsere Berufung auch sein mag, wir sollten doch nie zum Mittelpunkt des Bildes werden. Jeschua ist der Mittelpunkt des Bildes. Es geht nicht um dich und mich. Es geht um Ihn.


Ich staune über die Talente und Fähigkeiten der Männer, die in unserer Zeit in Israel Ministerpräsidenten waren – sowohl linke als auch rechte: Begin, Rabin, Schamir, Peres, Netanjahu, Barak. Netanjahu und Barak waren jünger als die anderen und waren mehr versucht, sich selbst als “Retter” der Situation zu sehen. Deshalb verärgerten beide so manche Parlamentsmitglieder und bekamen Probleme.


Wenn wir anerkennen, dass Jeschua der Retter ist, und dass wir menschliche Wesen sind, die seinen Willen auf Erden ausführen, dann gesellt sich Demut zu unserem Glauben. Nicht jede Situation ist ideal, sodass wir bereit sein müssen, zeitweilig Kompromisse einzugehen. Ich meine hier natürlich nicht moralische Kompromisse. Moralisch müssen wir jederzeit einen absoluten Standard anstreben. Wenn wir aber mit anderen Menschen kooperieren und im Team zusammenarbeiten, und wenn gutmeinende Kollegen mit unterschiedlichen Ansichten Lösungen suchen, dann können Kompromisse eine Tugend sein.


Einige bedeutende christliche Leiter (Apostel, Propheten und Evangelisten) unserer Zeit haben großen Schaden und Spaltung verursacht, weil sie meinten, ihre Position sei entscheidend für den Erfolg des Reiches Gottes.

Mein Dienst ist die Hauptsache. Meine Berufung ist das Wichtigste. Hm, nicht unbedingt. Wenn du Jesus wärst, dann wäre das so. Aber der gab sein ganzes Leben hin für Andere.


Wenn wir auf den Erfolg unseres Dienstes und die Bedeutung unserer Berufung fokussiert sind, dann kann das schnell wichtiger werden als die Hingabe des Lebens für Andere - und das ist eine teuflische Form von Stolz.


Matthäus 16,21-23
Von da an begann Jeschua, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen.
Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe; er sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen.
Jeschua aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Anstoß, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.

Petrus versuchte Jeschua zu überzeugen, dass er an den Erfolg seines Dienstes und die Bedeutung seiner Berufung denken solle, anstatt an die Hingabe seines Lebens. Jeschua wies diese menschliche Haltung zurück als teuflischen Angriff.

Wenn du deinen Stolz loswirst, hilft das deinen Mitmenschen weit mehr, als wenn du dich in deinen Gaben, deiner Berufung und deinem Dienst selbst verwirklichst.


Wir brauchen dich nicht als Messias. Wir haben schon einen.

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