Von Asher Intrater

Es gibt eine tiefe Intimität, zu der man nur durch gemeinsames Leiden kommt.
Gemeint ist “göttliches” Leiden. Es gibt auch eine andere Art von Leiden, das eine Frucht von falschem Tun ist. Hier spreche ich vom Leiden, das vom Bösen in der Welt verursacht wird, wenn es Unschuldige angreift. Und im tiefsten Sinn ist es Leiden durch Verfolgung, weil man dem Herrn dient.
Das wird als “Gemeinschaft mit Seinen Leiden” bezeichnet.
Philipper 3,10 – Christus will ich erkennen und die Macht Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit Seinen Leiden, indem ich Seinem Tod gleichgestaltet werde.
Dieser Vers beschreibt drei Bereiche der Gleichgestaltung mit dem Bild Jeschuas (Jesu). Der erste ist, ihn zu kennen; der zweite, die dynamische geistliche Kraft zu kennen, die Ihn von den Toten auferweckte; der dritte, die Gemeinschaft mit Seinen Leiden zu kennen.
DasWort für Gemeinschaft ist koinonia.
DasWort für Leiden ist pathema, wiebei Passion, Pathos, Sympathie.
DasWort für gleichgestaltet ist sug-morphos. “Morph” bedeutet “Form”. “Sug” oder “Sym” bedeutet “zusammen mit”,wie beiSympathie, Symphonie, Synergie, synchronisieren, etc.
Jeschua litt als Gerechter in einer bösen Welt. Und wir sind berufen, Ihm nachzufolgen. Deshalb ist es ein bedeutender Aspekt unseres Glaubens, ähnliche Leiden durchzumachen wie Er.
Wir alle schrecken beim Gedanken an Leiden zurück. Leiden ist NICHT etwas Gutes an sich. Aber wenn man auf “göttliche” Weise leidet, entsteht eine emotionale und geistliche Intimität mit Jeschua. Er litt. Du hast Teil an Seiner Erfahrung. Die Gemeinsamkeit ist das Schöne daran. Intimität inmitten des Leidens ist kostbar. Es ist den Preis wert.
Die Erfahrung gemeinsamen Leidens gibt es nicht nur mit Jeschua, sondern auch mit Anderen, die ähnlich gelitten haben. Johannes nennt das, “Gefährte in der Bedrängnis” sein.
Offenbarung 1,9 – Ich, Johannes, euer Bruder und Gefährte in der Bedrängnis
Diese Gemeinschaft im Leiden macht uns Jeschua ähnlicher. Und wenn man sich über die Leidenserfahrung austauscht, entsteht Einheit durch diese gemeinsame Erfahrung.
DasWort für Gefährte ist sug-koinonosund ist von koinonia = Gemeinschaft abgeleitet. Durch die Vorsilbe “sug” wird es betont, wie beisug-morphosweiter oben.
DasWort für Bedrängnis ist thlipsis. Es kommt im ganzen Neuen Bund vor. Jeschua trug uns auf, Mut zu haben, auch wenn wir in dieser Welt Bedrängnis haben würden (Johannes 16,33). Er hat nicht dafür gebetet, dass wir aus der Welt genommen werden, sondern dass wir in ihr beschützt sind (Johannes 17,15).
Vor Kurzem hatte ich ein Erlebnis mit einem lieben Freund. (Ich muss die Details weglassen, um die Sicherheit und Identität der Person zu schützen.) DiesePerson ist ein bedeutender Leiter, der viel Verfolgung erlitten hat wegen seines Glaubens. Wir konnten uns an einem geheimen Ort treffen. Er war zu der Zeit konkret in Gefahr. Ich habe ihn in brüderlicher Liebe und zur Ermutigung umarmt.
Ich selbst war gerade durch ein paar schwierige Erfahrungen gegangen, wodurch ich tiefen Schmerz in meinem Geist empfand. Ich konnte mit niemandem darüber sprechen. Ich hatte keine Worte dafür. Und ich fühlte mich einsam in diesem Prozess. Ich dachte bei mir: “Er hat bestimmt auch solche Dinge erlebt wie ich, und noch viel mehr.” Ich umarmte ihn auch, um diese Leidensgemeinschaft zu “spüren”.
Im Moment der Umarmung geschah etwas Eigenartiges. Ich spürte etwas aus seinem Herzen kommen, das die schmerzende Stelle in meinem Herzen berührte. Es war eine übernatürliche Übertragung von Heilung. Ich spürte, wie Schmerz wegging. Dieser Moment war kurz, aber tief. Der Schmerzpunkt des Einen berührte den Schmerzpunkt des Andern. Es war eine Vereinigung im Geist, eine Übertragung, eine Einheit, eine “sug-koinonia”, eine Heilung.
Auf dem Rückweg dachte ich nach über Jesaja 53,5 – durch seine Wunden sind wir geheilt.
Auf Hebräisch:
בחבורתו נרפא לנו
Durch Jeschuas Wunden sind unsere Wunden geheilt. Unsere Wunden könnten nicht geheilt werden, wenn Er nicht bereit gewesen wäre, um unseretwillen verwundet zu werden. Seine Verwundungen berühren unsere Verwundungen; und heilen uns.
[Die Ausdrucksweise in Jesaja 53 ist einzigartig und irgendwie erstaunlich. Der Buchstabe “bet” imWort für “Wunde” hat keinen “Dagesch”-Punkt. Mit dem Punkt heißt es “Wunde”, aber ohne den Punkt heißt es “Gemeinschaft”. Das ist ein Wortspielmit Wunde und Gemeinschaft (habura und havura). Wir sind geheilt durch Seine Wunde und durch Gemeinschaft mit Ihm. Gemeinschaft und Verwundung sind nur einen Punkt voneinander entfernt.]
Lasst uns noch die Bedeutung von “eingepfropft” anschauen im Gleichnis vom Ölbaum in Römer 11,17-24. Dieses Gleichnis beschreibt, wie Juden und Heiden zusammengefügt werden in einem Ölbaum. Wir sind Zweige, die in den Baum des Glaubens eingepfropft werden. Damit ein Zweig eingepfropft werden kann, muss er abgeschnitten werden.Der angeschnittene Teil des Zweiges kann in den Baum eingefügt werden, der auch angeschnitten werden muss.
Ein Stück Rinde muss entfernt werden, sonst kann man nicht einpfropfen. Dieses Gleichnis zeigt uns, dass wir genau an unseren offenen und verwundeten Stellen miteinander verbunden werden können. Es ist der Preis des Einswerdens, die Schmerzpunkte zu zeigen und gegenseitig zu berühren.
Durch das Einpfropfen haben wir Teil an der Kraft und dem Reichtum der Wurzel durch den Saftfluß (Römer 11,17). Der Saft fließt nicht außerhalb der Rinde; er fließt durch das innere, weichere, zartere, feuchte Holz. Wenn wir verbunden sind, können wir auch den Segen voneinander empfangen. Es ist ein Austausch von Lebensfluß.
Das ist vergleichbar mit der sogenannten “Beschneidung des Herzens” - Römer 2,29; Kolosser 2,11; Jeremia 4,4; Deuteronomium 10,16; 30,6. Im Glauben öffnen wir unser Herz für Gott und füreinander. Das Herz muss beschnitten werden, um es zu öffnen.
Die physische Beschneidung wird mit einem scharfen Skalpel durchgeführt.Die Herzensbeschneidung geschieht mit der Lanze, die Jeschuas Seite durchbohrte, als er am Kreuz hing (Johannes 19,34; Sacharja 12,10). Seine Kreuzigung ist der Schnitt unserer Herzensbeschneidung. Das ist das Mysterium des Kreuzes und unserer Gemeinschaft mit Seinen Leiden.