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Hitler vs. Jesus (Teil 1)

Writer's picture: Ron CantorRon Cantor

Martin Luther ist vor allem für zwei Dinge berühmt:

1. die Reformationstheologie


2. seinen fanatischen Antisemitismus in seinem späteren Leben

Ein Nazi-Plakat von 1933 feiert Martin Luthers 450. Geburtstag: "Hitlers Kampf und Luthers Lehre bieten die beste Verteidigung für das deutsche Volk." Der Kampf ist selbstverständlich der Kampf gegen die Juden. Sie priesen Luther nicht für seine Reformationstheologie, sondern für seinen Antisemitismus. Wenn sie also von "Luthers Lehre" reden, meinen sie seine Ansichten über die Juden.


450 Jahre lang war er ein Held des deutschen Volkes. "Luther war weit mehr als eine religiöse Figur; er war ein deutscher Held, für dessen Heroismus und germanische Züge sowohl Hitler als auch die Nazis eifrig warben."[1] Die Nazis trennten Luther von seiner Theologie und machten ihn zu einem Modell germanischer Vorzüge. Luther selbst sagte:

"'Ich wurde geboren für meine geliebten Deutschen: ihnen will ich dienen.' So sahen die Nazis Luther nicht als einen Diener Christi oder der Kirche, sondern der deutschen Rasse und des deutschen Volkes. Statements, die Luther mit Hitler in Verbindung brachten, waren weitgehend akzeptiert in Nazi-Deutschland. Infolgedessen konnten sich Protestanten ganz zu Hause fühlen im neuen Reich, und die Nazis konnten sich auf eine ehrenwerte deutsche Tradition berufen."[2]

Die „Deutschen Christen“


Die "Deutschen Christen" waren eine Gruppierung innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland, und nicht eine eigenständige Sekte. Ein Viertel bis ein Drittel der evangelischen Kirchenmitglieder gehörten dazu. Die Bewegung war enthusiastisch pro-Nazi und organisierte sich nach dem Modell der Nazi-Partei, um die Unterstützung von Hitler zu demonstrieren. Der Altar wurde mit einer Hakenkreuzfahne dekoriert, der Hitlergruß wurde praktiziert und Hitler wurde als Gesandter Gottes gefeiert.[3]

Luthers kämpferische Natur passte zum neuen Nazi-Evangelium der Deutschen Christen, das sich gegen christliche Tugenden sträubte:

“Wenn in einer Predigt christliche Eigenschaften gelobt wurden, erhob sich Hintergrundlärm und es ertönten die akzeptierten Perversionen von Worten, Bedeutungen und Grundhaltungen. Liebe, Vergebung, Sünde, Rettung, Erlösung, Gebet, Demut und Schwachheit haben ihren Platz im christlichen Vokabular; aber in der Nazi-Sprache wurden sie ersetzt durch Hass, Ablehnung, Brutalität, Endsieg, Gehorsam gegenüber Hitler und Ablehnung der Schwachen, Kranken und Randgruppen”.[4]

Hitler ersetzt Jesus, Deutsche ersetzen die Juden Luther wurde missbraucht und verfälscht, um „das Evangelium der Germanischen Rasse" zu erschaffen.[5] Seine Theologie war so gut wie vergessen, aber herausgehoben wurde sein stolzes deutsches Erbe und seine Hetzschriften, in denen er zur Verfolgung und Tötung der Juden aufrief.[6] Dies wurde benutzt, um ein Evangelium zu kreieren, in dem Hitler Jesus ersetzte und das Hakenkreuz das Kreuz verdrängte. "Alte germanische Mythologie ersetzte alttestamentliche Prophetie. Vor Hitler bedeckte Dunkelheit das Land, aber jetzt bringt Hitler das Licht. Folglich ist vielmehr Hitler, statt Jesus, das wahre Licht der Welt."[7]

Die Deutschen sind nicht die Juden, die aus Ägypten ins verheißene Land kommen. Sie sind das gedemütigte Volk, das aus dem ersten Weltkrieg kommt und zu neuen Höhen aufsteigt. Sie befreien die Welt von ihrem schlimmsten Feind, den Juden, und bringen Europa Erlösung – das 1000jährige Reich. Hitler war der Messias, und die Deutschen waren das erwählte Volk.


Den Mächtigen die Wahrheit sagen Karl Barth, ein schweizer Theologe,[8] wehrte sich gegen das Nazi-Evangelium der „Deutschen Christen“.

"Die Reformation ist die Erneuerung der Kirche auf der Basis des Wortes Gottes. Deutsche Menschen haben Zugang zu ihr nicht wegen ihres Charakters, sondern vielmehr wegen der Weisheit und dem Willen der göttlichen Vorsehung. Sie war und ist für die germanische Rasse genauso angemessen oder unangemessen wie für jede andere Rasse. Wer heute die Reformation als eine speziell deutsche Angelegenheit ansieht, interpretiert sie als Propaganda und stellt sich selbst außerhalb der Evangelischen Kirche."

Barth entlarvt mutig das Ziel der Nazis. Sie sind in keinerlei Hinsicht christlich. Sie benutzen vielmehr Luther für ihre eigene kranke heidnische Fake-Religion. Barth predigte später "Jesus als Juden" – ein Jahr nach Hitlers Machtübernahme. Zu dieser Zeit hatte Barth eine große Anhängerschaft. Kopien seiner Predigt wurden verbreitet, und er hatte sogar den Mut, dem Führer selbst eine Kopie zu schicken![9] Dazu nächste Woche mehr.

Mit der Zeit zeigten die Nazis ihre Verachtung gegenüber der Christenheit und den „Deutschen Christen“.


"Ab 1935 gab es neue Regelungen. Zum Beispiel ordnete die Nazi-Partei an, dass die Hakenkreuz-Fahne nur noch für die Partei verwendet werden durfte. … Es gibt Briefe von Pastoren, die darum bitten, die Hakenkreuzfahne weiterhin am Altar lassen zu dürfen."[10]

Die Nazis hatten keine Verwendung mehr für sie. Sie waren auf dem Weg, ein totalitäres Regime zu werden.


Ein wacher Theologe konnte das kommen sehen. Hitler war nie pro-christlich. Schon 1920 machte er in seinem 25-Punkte-Plan für den Nationalsozialismus klar, dass die Kirche der deutschen Rasse untergeordnet war (Punkt 24).

"Wir verlangen Freiheit für alle Religionen im Staat, insofern sie seine Existenz nicht gefährden und der moralischen und ethischen Bedeutung der germanischen Rasse nicht widersprechen. Die Partei vertritt den Standpunkt eines Positiven Christentums, ohne sich an eine bestimmte Konfession zu binden. Sie kämpft gegen den jüdischen materialistischen Geist und ist überzeugt, dass eine bleibende Wiederherstellung unseres Volkes nur von innen kommen kann, durch das Prinzip: GEMEINWOHL VOR PERSÖNLICHEM WOHL."

Wenn also Schneider und Bonhoeffer gegen den Nationalsozialismus predigten, war das ein Verstoß, weil es gegen die germanische Rasse war.


Hans Kerrl, der Nazi-Minister für Kirchliche Angelegenheiten, sagte es deutlich:


"Die [Nazi] Partei steht auf der Basis des Positiven Christentums, und Positives Christentum ist Nationalsozialismus ... Nationalsozialismus ist das Tun von Gottes Willen ... Gottes Wille offenbart sich in deutschem Blut ... [Theologen] haben versucht, mir klarzumachen, dass Christentum im Glauben an Christus als Sohn Gottes besteht. Darüber muss ich lachen... Nein, Christentum ist unabhängig vom Apostolischen Glaubensbekenntnis ... Wahres Christentum wird repräsentiert durch die [Nazi] Partei, und das deutsche Volk wird nun durch die Partei und besonders den Führer berufen zu einem echten Christentum ... der Führer ist der Bote einer neuen Offenbarung."[11]


Was Hitler Positives Christentum nannte, "[war] eine völlig neue Religion, wobei Hitler, und die deutsche Geschichte im weiteren Sinne, zum Vehikel göttlicher Offenbarung wird."[12]

Die Anbetung Hitlers wurde immer dreister. Julius Streicher, der Herausgeber der Nazi-Zeitung, sagte mit Leidenschaft: "Hitler und Christus können nur in ein oder zwei Punkten verglichen werden. Denn Hitler ist ein viel zu großer Mann, um mit jemand so unbedeutendem verglichen zu werden. Unser Führer ist der Vermittler zwischen seinem Volk und dem Thron Gottes. Alles, was der Führer äußert, ist Religion im höchsten Sinne."[13]

Mit der Zeit bauten die Nazis ihre eigene Kirche auf, nicht mit Pfarrern, sondern mit Parteisprechern; und die Bibel wurde durch Mein Kampf ersetzt. Hitler gab seine eigenen 12 Gebote heraus, die sich darum drehten, das deutsche Blut reinzuhalten.

"Adolf Hitler, du bist unser großer Führer. Dein Name lässt den Feind zittern. Dein Drittes Reich komme, dein Wille allein ist Gesetz auf der Erde. Lass uns täglich deine Stimme hören und befehlige uns durch deine Führung, denn wir werden gehorchen bis zum Ende und sogar mit unserem Leben. Wir preisen dich! Heil Hitler!"[14]


Endlösung für Christen

Dokumente, die in den letzten 20 Jahren ans Licht gekommen sind, zeigen, dass Hitler auch für Christen eine Endlösung vorsah.


"2002 entdeckte ein jüdischer Student einen Bericht von den Nürnberger Prozessen in den 1940ern. Er war erstellt worden von Mitgliedern des OSS, einer Amerikanischen Spionageabteilung im 2. Weltkrieg. Der Bericht hieß: Der Nazi-Masterplan, die Verfolgung der christlichen Kirchen. Er legte einen Schritt-für-Schritt-Plan dar zur Dechristianisierung Deutschlands… 'Übernahme der Kirchen von innen.' 'Diskreditierung, Gefängnis, Ermordung christlicher Leiter.' 'Re-indoktrination von Gemeindemitgliedern.' Gebt ihnen einen neuen Glauben in Deutschlands Drittem Reich.'"[15]


Nein, die Nazis waren keine bekennenden Christen. Sie erschufen eine heidnische Religion, basierend auf deutscher Mythologie und Hitlers Demagogie.


In Teil II, nächste Woche, werde ich über christlichen Widerstand gegen Hitler sprechen.


[1] Stroud, Dean G. Preaching in Hitler's Shadow: Sermons of Resistance in the Third Reich (p. 36). Wm. B. Eerdmans Publishing Co. Kindle Edition.

[2] Stroud, (p. 36).

[3] Heschel, Susannah. The Aryan Jesus (p. 3). Princeton University Press. Kindle Edition. [4] Stroud p. 57

[5] Stroud p. 36.

[6] “their rabbis [should] be forbidden to teach on pain of loss of life and limb.” —Luther, the Jews, and their Lies.

[7] Stroud, p. 24.

[8] Stroud, pp. 36-47.

[9] Eberhard Busch, Unter dem Bogen des einen Bundes: Karl Barth und die Juden 1933-1945 (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1996), p. 165.

[10] Susannah Heschel, "The Aryan Jesus in Nazi Germany: The Bible and the Holocaust," timestamp 14:52, accessed April 18, 2022, https://www.youtube.com/watch?v=hnnggA-mIJI

[14] Jean-Denis, Hitler Youth, 1922-1945, (G.G. Lepage: 2009) p. 89.

[15] 700 Club.

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