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Sinai und Neuer Bund –Was hat sich geändert, was ist gleich?

Tiferet Yeshua Congregation in Tel Aviv



In den letzten Wochen habe ich in der Gemeinde Tiferet Yeshua (Tel Aviv) über dieses Thema gepredigt. Ich habe die wichtigen Elemente des Sinai-Bundes angeschaut und verglichen, wie sie sich im Rahmen des Neuen Bundes geändert oder nicht geändert haben. Wenn wir das verstehen, können wir auch Gottes perfekten Plan für uns alle besser verstehen: Er will bei uns sein und uns immer tiefer in sein Herz und in seine Gegenwart ziehen. In diesem Artikel möchte ich eine dieser Predigten mit euch teilen.


Unreinheit im Sinai-Bund


Im Rahmen des Sinai-Bundes behandelt die Bibel ausführlich das Thema der körperlichen oder materiellen Unreinheit. Wenn wir die vielen, irgendwie ermüdenden Verse über körperliche Unreinheit lesen, besonders im Buch Levitikus, dann fragen wir uns vielleicht: „Was soll das alles?“ Tatsächlich ziemlich viel!


Zuerst müssen wir folgende Frage beantworten: was sind das für Unreinheiten, um die es im Sinai-Bund geht? Zunächst einmal sind es keine Sünden. Diese Unreinheiten beziehen sich auf Situation im menschlichen Leben, die mit dem Tod zu tun haben. Zum Beispiel: Berührung eines Leichnams oder eines toten Tieres, Krankheiten (die ein Ausdruck des Todes sind), Blutfluss und sogar Samenerguss (in dem Sinne, dass Lebenspotential den Körper verlassen hat). Sogar eine Geburt macht den Körper einer Frau „unrein“, was uns zunächst ziemlich überrascht. Aber das bezieht sich darauf, dass das Leben ihres Babys ihren Körper „verlassen“ hat.


Die Thora (das Gesetz, bzw. die ersten fünf Bücher Mose) offenbart uns das grundlegende geistliche Prinzip, dass nichts, was mit dem Tod in Verbindung steht, in Gottes Gegenwart kommen kann. Denn:


Er ist nicht der Gott der Toten, sondern der Gott der Lebenden.

Matthäus 22,32


Unreinheit verunmöglicht Zugang


Im Rahmen des Sinai-Bundes war jedem, der im Zustand der „Unreinheit“ war, der Zugang zum Tempel verwehrt – dem materiellen Gebäude, das die Gegenwart Gottes beherbergte. Das Leben eines jüdischen Gläubigen im Sinai-Bund drehte sich um die Anbetung im Tempel. Und so war es eine ernste Sache, wenn jemandem der Zugang zum Tempel verwehrt war.


Um von der „Unreinheit“ gereinigt zu werden, musste eine Person einen Prozess durchlaufen, zu dem immer eine Reinigung mit Wasser und eine Zeitspanne gehörte:


Wer aber unrein geworden ist und sich nicht reinigt, ein solcher Mensch ist aus der Versammlung auszumerzen; denn er hat das Heiligtum des HERRN verunreinigt. Das Reinigungswasser ist nicht auf ihn gesprengt worden; er ist unrein.

Numeri 19,20


Unreinheit im Rahmen des Neuen Bundes – verschieden und doch gleich


Im Rahmen des Neuen Bundes gibt es den Heiligen Tempel, Gottes irdisches Heiligtum nicht mehr. Das Heiligtum der Gegenwart Gottes ist nun im Geist der erlösten Gläubigen. In der Praxis ist das Thema Unreinheit im Neuen Bund sehr verschieden vom Sinai-Bund. Wir betreten ja nicht mehr einen irdischen Tempel, und deshalb ist körperliche Unreinheit nicht mehr wichtig.


Aber das Prinzip der „Unreinheit“ ist im Neuen Bund dennoch das gleiche, es zeigt sich lediglich auf andere Art. Anstelle körperlicher Unreinheit gibt es jetzt seelische Unreinheit. Was ist Unreinheit der Seele? Wenn wir von der Seele reden, müssen wir zunächst klären, dass wir vom Bereich unserer Gedanken, Wünsche und Gefühle reden. Seelische Unreinheit im Kontext des Neuen Bundes meint Gedanken, Gefühle und Wünsche, die Gott nicht gefallen – im Grunde sind das Gedanken, Gefühle und Wünsche, die Tod hervorbringen statt Leben.


Als Jeschua (Jesus) anfänglich diesen Paradigmenwechsel von körperlicher Unreinheit zu seelischer Unreinheit verkündete, galt das als radikal:


Jeschua rief die Volksmenge herbei und sprach: Hört und begreift! Nicht was in den Mund hineingeht, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Mund herausgeht, das verunreinigt den Menschen.

Matthäus 15,10-11


Als die Pharisäer das hörten, waren sie geschockt! Selbstverständlich waren sie geschockt: sie wussten, dass das Gesetz lehrte, die Berührung eines unreinen Tieres mache unrein; wieviel mehr musste dann das Essen eines solchen unrein machen. Jeschua erklärte das genauer für jene, die noch dafür offen waren, etwas über diesen bahnbrechenden Wandel zu hören:


Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis und Verleumdung. Das ist es, was den Menschen unrein macht; aber mit ungewaschenen Händen essen macht ihn nicht unrein.

Matthäus 15,18-20

Seelische Unreinheit im Neuen Bund – eine tiefere Ebene


Im Rahmen des Sinai-Bundes gab es einen irdischen Tabernakel (den Tempel) und der jüdische Gläubige betrat ihn mit seinem Körper. Deshalb musste er im körperlichen Sinne rein sein.


Im Rahmen des Neuen Bundes ist Gottes Tabernakel im Geist der erlösten Gläubigen und wir kommen mit unserer Seele in Gottes Gegenwart. Im Neuen Bund brauchen Gläubige deshalb Reinheit in ihrer Seele, um im Geist in Gottes Tabernakel zu kommen. Warum ist das so? Genauso wie im Sinai-Bund körperliche Unreinheit den Zugang zu Gottes Gegenwart im Heiligen Tempel behinderte, so behindert seelische Unreinheit (schlechte Gedanken, Gefühle und Wünsche) unseren Zugang zum Tabernakel der Gegenwart Gottes in unserem Geist.


Gott ruft uns, unsere Seele von Unreinheit zu reinigen, weil er möchte, dass wir näher bei ihm sind und tiefer in seine Gegenwart kommen.


Reinigung – kein schneller Prozess


Änderung ungesunder Denkmuster, negativer Charakterzüge oder ungöttlicher Wünsche geschieht natürlich nicht über Nacht. Unser Leben ist im Wesentlichen eine Reise, auf die der Herr uns mitnimmt, und die Hauptsache dabei ist innere Veränderung, d.h. die Reinigung unserer Seele. Gott zieht uns in diesem Prozess, weil er uns zu immer tieferen und höheren Orten in seiner Gegenwart bringen will.


Die Reise und der Prozess


Durch Erfahrungen, Herausforderungen und Hindernisse, denen wir im Leben begegnen, deckt Gott unsere Probleme, ungesunden Tendenzen, Gefühle oder Denkmuster auf. Er will, dass wir ihnen Beachtung schenken und uns ändern und reinigen.


Wie können wir uns also reinigen von seelischer Unreinheit? Das ist ein Prozess, aber es ist nicht kompliziert. Zuerst müssen wir den Problembereich (die Unreinheit) anerkennen. Dann brauchen wir den Wunsch, vom Problem gereinigt zu werden – wir müssen uns ändern wollen. Schließlich bringen wir es im Gebet zum Herrn und bitten ihn, uns zu reinigen (ändern), denn wir können uns nicht selbst reinigen. Nur Gott kann dieses Werk in unseren Herzen tun.


  1. Wunsch nach Änderung.

  2. Bitte um Gottes Gnade und Barmherzigkeit (täglich) für die Veränderung.

  3. Gottes Werk: Er wäscht uns mit dem Wasser des Heiligen Geistes (Merke: Reinigung von der Unreinheit beinhaltete im Sinai-Bund Waschen und Besprengen mit speziellem Wasser).


Geduld und Ausdauer


Wenn ich echte Veränderung meiner Gedanken, Wünsche und Gefühle erreichen will, ist es nicht damit getan, einmal ein Gebet zu sprechen und dann Transformation zu erwarten. Genauso wie die Reinigung von körperlicher Unreinheit im Sinai-Bund Zeit brauchte, so braucht auch die Reinigung von seelischer Unreinheit im Neuen Bund Zeit. Gewöhnlich ist es ein Prozess von ein paar Wochen, Monaten oder manchmal auch länger, in dem wir das Problem im Gebet zum Herrn bringen. Und wenn ich wirklich Veränderung ersehne, dann bitte ich Gott aufrichtig im Gebet, mich zu ändern – und Gott handelt.


Es gibt nichts in uns, das Gott nicht ändern könnte, wenn wir es wirklich wollen und ihn darum bitten!


Lektion vom Sinai-Bund für unser Leben im Neuen Bund:


Im Sinai-Bund gibt es eine große Vorsicht, nicht mit Dingen in Kontakt zu kommen, die unrein machen. Ebenso erwartet Gott auch von uns, dass wir die gleiche Vorsicht üben bzgl. der Dinge, die unsere Seele verunreinigen. Zum Beispiel: Musik oder Unterhaltung mit negativer Botschaft konsumieren, Klatsch und Tratsch mitmachen oder viel Zeit mit weltlichen Menschen verbringen.


Denn wir sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie Gott gesagt hat: “Ich will unter ihnen wohnen und wandeln. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.“ Zieht darum weg aus ihrer Mitte und sondert euch ab, spricht der Herr. Und fasst nichts Unreines an. Dann will ich euch aufnehmen…

2 Korinther 6,16-17




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